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Freitag, 29.03.2024

Plattdeutscher Unterhaltungskünstler Jan Graf begeistert Flettabendbesucher

Einen Stuhl beim Gitarrespielen, ein Stehpult zum Vortragen, mehr braucht es nicht, wenn Jan Graf auftritt. „Singen un vertellen", so beschreibt denn auch Journalist, Autor, Sänger und Komponist seine Auftritte. Eine Kostprobe bot er im Sittenser Heimathaus beim jüngsten Flettabend des Heimatvereins dar. Zwar blieben etliche Plätze an den Tischen frei, aber immerhin hatten sich rund 50 Zuhörer eingefunden. Und die amüsierten sich prächtig.

Schnell hatte der gebürtige Buxtehuder, bekannt geworden durch die plattdeutsche NDR-Hörfunkreihe „Hör mal'n beten to", den Kontakt hergestellt. „Ich habe auch schon vor nur zwei Personen gespielt. Ich bin da völlig schmerzbefreit. Wir machen es uns hier richtig gemütlich", so der Künstler. Sprach's und fabulierte sodann munter weiter. Sein Auftritt habe auf Messers Schneide gestanden, da er derzeit quasi alleinerziehend sei, denn seine Ehefrau sei zur Mutter-Kind-Kur mit dem „Lütten" seiner vier Jungs, neun, sieben, fünf und drei Jahre alt, gefahren.

Insofern müsse er sich nun um die restlichen drei kümmern und habe erst einmal einen Babysitter organisieren müssen. „Und sie hat den Briefkastenschlüssel mitgenommen, wo ich doch noch mit meiner Umwelt über den Postweg kommuniziere", ließ er wissen. Inzwischen sei er „kurz vor der Klappse", während seine Liebste fleißig progressive Muskelentspannung mit Atmen bis in den Po hinein praktiziere. Die Ironie ist in seinen Geschichten immer dabei. Gerne nimmt Graf Begebenheiten aus dem Leben auf die Schippe und gibt „Momentaufnahmen aus dem Familienalltag, ein Stillleben sozusagen" zum Besten.

Genau die sind es, die das Publikum so gerne hört. Auch diesmal. So sinnierte er darüber, dass die Körperhaltung eines Mannes viel über ihn aussage. Und demonstrierte gleich, wie es aussieht, wenn in dem erfüllten Leben eines Ehemannes die liebste Ehefrau das Sagen hat: eingezogener Kopf zwischen hängenden Schultern, Hoffnungslosigkeit im Gesicht. „Ober ick hev min Froo ganz leev", beteuerte er.

Zwischendurch wurde es auch mal schlüpfrig. So fragte er sich kummervoll, wo denn sein Testosteron geblieben sei und klagte, dass der „Reproduktionsquotient" der Frauen nur bei 1,5 liege. Wenn sie bis 80 arbeiten wollten, gäbe es die Möglichkeit des „Social freezing", das Einfrieren der Eizellen, „Eier on the rocks". Die Frau könne sich entscheiden, ob sie Sperma von Jogi Löw, Justin Bieber oder Wladimir Klitschkow wollte. Die Männer hätten es besser, so wie Abraham, der über 100 Jahre alt gewesen sei, als Isaak zur Welt kam.

Der plattdeutsche Unterhaltungskünstler versicherte, dass „allens wohr is, wat ik jo vertellen doh." Gesanglich mischte er alte Volksweisen - „Wenn ich ein Vöglein wär" oder „Es dunkelt schon in der Heide" – als Hommage an das überwiegend ältere Publikum mit eigenen Liedern und begleitete sich mit Gitarre und Akkordeon. Neben den heiteren Geschichten floss immer auch Hintergründiges ein, etwa beim „kollektiven Erinnern", Wehmut wechselte mit Frohsinn, Lyrik mit Didaktik.

Am Ende rockte Jan Graf das Heimathaus mit „An'e Eck steiht een Junge mit'n Tüüdelband." „Das war großartig", schwärmte nicht nur Heimatvereinsvorsitzender Wilhelm Gohde, auch den übrigen Gästen hatte es augenscheinlich sehr gefallen. (hm)

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