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Freitag, 29.03.2024

Abstandsstudie: Ergebnisse vorgestellt

Das Ministerium für Soziales, Gesundheit und Gleichstellung hat 2017 beim Institut für Arbeits-, Sozial- und Umweltmedizin des Klinikums der Universität München die so genannte „Abstandsstudie" in Auftrag gegeben und die Ergebnisse im Dezember 2018 in Hannover präsentiert. Auf Betreiben des Landkreises wurden die Ergebnisse jetzt auch in der Sitzung der Arbeitsgruppe Erdgas- und Erdölförderung im Rotenburger Kreishaus der interessierten Öffentlichkeit vorgestellt.

Wie Michael Hoopmann, Umweltepidemiologe am Landesgesundheitsamt in der AG-Sitzung erläuterte, wurde für die Studie ein Gebiet von 15 Landkreisen betrachtet, in denen der wesentliche Teil der niedersächsischen Erdgas- und Erdölförderung stattfindet. Es wurde der Frage nachgegangen, ob es einen generellen Zusammenhang zwischen dem Auftreten von hämatologischen Krebserkrankungen und der Wohnnähe zu Erdöl- und Erdgasförderanlagen sowie Bohrschlammgruben gibt. Zu den hämatologischen Krebserkrankungen zählen Krebserkrankungen des blutbildenden Systems wie Leukämien und Lymphome.

Für die Studie wurden rund 4000 Personen, die dem Epidemiologischen Krebsregister Niedersachsen aufgrund einer von 2013 bis 2016 neu aufgetretenen, hämatologischen Krebserkrankung gemeldet worden waren, mit rund 16.000 zufällig aus den Einwohnermelderegistern gewählten Kontrollpersonen verglichen. Die Untersuchung ergab keinen Zusammenhang der räumlichen Wohnnähe zu Bohrschlammgruben.

Die Abstandsstudie zeigte allerdings Hinweise auf vermehrte Erkrankungen speziell in der Nähe zu Erdgasförderanlagen - ein Effekt, der bei Betrachtung der Gesamtheit aller Erdöl- und Erdgasförderanlagen nicht erkennbar war. Diese Zusammenhänge zeigen sich speziell für den Landkreis Rotenburg (Wümme), nicht jedoch in den drei weiteren einzeln betrachteten Landkreisen mit allerdings überwiegender Erdölförderung.

Statistischer Zufall, konkurrierende Expositionen oder sich von anderen Standorten der Gasförderung unterscheidende Faktoren könnten die Ergebnisse für Rotenburg (Wümme) erklären, so die Zusammenfassung der wissenschaftlichen Forschungsarbeit. Um noch einige offene Fragen speziell zur Erdgasförderung zu klären, sind ergänzende Analysen geplant.

Landrat Hermann Luttmann zeigte sich erfreut darüber, dass das Ministerium die Einladung des Landkreises zur AG-Sitzung angenommen hat. „Mir war es sehr wichtig, dass es noch einen Termin vor Ort gibt, bei dem die Vertreter von Bürgerinitiativen, Wasserverbänden, Lokalpolitik, LBEG und Unternehmen sowie interessierte Zuhörer die Ergebnisse der Abstandsstudie detailliert dargestellt bekommen und Fragen dazu stellen konnten." Weitere Analysen erscheinen sinnvoll, deshalb werde man jetzt schauen, welche Folgestudien das Ministerium für sinnvoll ansieht und in Auftrag gibt.

Hintergrund zur Abstandsstudie

Die vom Institut für Arbeits-, Sozial- und Umweltmedizin des Klinikums der Universität München erarbeitete Studie basiert auf einem Fall-Kontroll-Ansatz: Hierbei werden die Daten von an hämatologischen Krebserkrankungen erkrankten Personen bzw. „Fällen" mit denen nicht erkrankter Personen, den „Kontrollen", verglichen. Es wird untersucht, ob die Verteilung der interessierenden möglichen Risiken bei beiden Gruppen ähnlich ist oder ob es Unterschiede gibt.

Hämatologische Krebserkrankungen waren für 2003 bis 2012 in der Samtgemeinde Bothel bei Männern auffällig erhöht gewesen. Eine anschließende Einwohnerbefragung brachte einen Hinweis auf eine mögliche, räumliche Nähe zu Anlagen der Erdgasförderung. Dieser Hinweis wurde als Forschungshypothese in der niedersachsenweiten Abstandsstudie aufgegriffen.

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