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Freitag, 29.03.2024

BUND kritisiert Obstbaumfällungen

Im Bereich des „Fuhrenkamps" in Sittensen sind insgesamt 29 Apfelbäume gefällt worden, da die Gemeinde Sittensen dort anlässlich des 1000-jährigen Bestehens der Gemeinde im nächsten Jahr eine Allee „Baum-des-Jahres" pflanzen will. Die Abholzungsmaßnahme hatte in der Öffentlichkeit eine Welle der Empörung ausgelöst.

„Die Kommunikation im Vorfeld ist nicht gut gelaufen. Das bedauere ich", räumte Bürgermeister Diedrich Höyns bei der jüngsten Gemeinderatsitzung ein. Ziel ist es seinen Worten zufolge nach wie vor, dass dort eine Baumallee entstehen soll.

Er wies nochmals darauf hin, dass Baumpatenschaften möglich sind, sprich, Bäume können gekauft werden. Erste Interessenten gibt es seinen Worten zufolge bereits.

Nun meldet sich auch Manfred Radtke vom BUND (Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland), Kreisgruppe Rotenburg, zu Wort. „Kein Verständnis hat der BUND für die Aktion der Gemeinde Sittensen. Sie hat zahlreiche Obstbäume am Fuhrenkamp fällen lassen, um dort die bisher 35 gekürten Bäume des Jahres zu pflanzen. Die Konsequenzen für Naturschutz und Landwirtschaft sind bei dem Beschluss offensichtlich nicht diskutiert worden", so Radtke.

Die Begründung, dass einige Bäume teilweise abgängig gewesen seien, mache die Entscheidung nicht besser. "Gerade totes und absterbendes Holz ist Lebensraum für zahlreiche Insekten. Ansonsten bieten Obstbäume Honig- und Wildbienen und anderen Insekten einen Lebensraum. Vergreiste, oft deshalb als abgängig bezeichnete Obstbäume, können durch einen fachgerechte Pflegeschnitt oft revitalisiert und noch viele Jahre erhalten werden. Das ist jetzt Geschichte. Es ist daher zu begrüßen, dass die BUND-Ortsgruppe Zeven die Untere Naturschutzbehörde eingeschaltet hat", erklärt Radtke in einer Pressemitteilung.

Noch aus einem anderen Grund sei der Entschluss der Gemeinde kritisch zu hinterfragen. Der Fuhrenkamp habe eine Breite von 13 Metern. Die Fahrspur abgezogen, die Wegraine rechts und links eine Breite von vier bis fünf Metern. Landwirte seien wegen der Förderrichtlinien wenig begeistert, wenn ihre Flächen beschattet würden.

Und welche Größe könnten folgende, beispielhaft genannten Bäume des Jahres erreichen? Stieleiche: 25-35/15-25; Rotbuche: 25-35/10-15; Sommerlinde: 30-35/18-25; Spitzahorn: 20-30/20; Hainbuche: 10-20/12; Sandbirke: 18-30/7-12; Rosskastanie: 30/15; Traubeneiche: 25-30/15-25 (Höhe/Breite jeweils in Metern).

Die Liste ließe sich erweitern. Es sei daher abzusehen, dass es wegen der Bäume des Jahres irgendwann Probleme mit den Bewirtschaftern der angrenzenden Flächen geben werde.

Radtke: „Warum pflanzt die Gemeinde auf den beiden Wegrainen eigentlich keine Hecken? Bei den Wegbreiten könnten sie sogar zweireihig sein. Einheimische Pflanzen bieten nicht nur idealen Lebensraum für Vögel, Insekten und Niederwild. Die meisten werden kaum höher als vier Meter. Hecken sind außerdem ein idealer Windschutz. Sie schützen nicht nur vor Erosionen. Sie sorgen dafür, dass mehr Feuchtigkeit im Boden bleibt. Gerade Landwirte sind darauf angewiesen.

Der Landkreis Rotenburg ist eine von drei Modellregionen für den Biotopverbund im Rahmen des Niedersächsischen Weges. Partner des Projekts sind Landwirtschaftskammer, Landvolk und Stiftung Naturschutz. Der BUND sucht gerade im Nordkreis händeringend Flächen für Pflanzungen.

Falls eine Projektförderung nicht geklappt hätte: Der Landkreis fördert auch die Anlage von Hecken. Aber es muss ja anscheinend etwas Spektakuläres sein. Bei allem Verständnis, 1.000 Jahre Sittensen zu feiern: Diese Aktion ist kein gelungener Programmpunkt."

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